Geschichte des Ordens

Der Ritterorden vom Hospital des Heiligen Johannes wurde 1099 in Jerusalem von Fra(Bruder) Gerhard von Thum gegründet, um den Kranken und Notleidenden zu helfen. Einigen Quellen zufolge dürfte das Hospital in Jerusalem bereits zwischen 1048 und 1071 von Kaufleuten aus Amalfi finanziert und gegründet und von einer Laienbruderschaft geleitet worden sein. Aus diesem Orden sind später der katholische „Souveräne Orden der Malteser“ und der protestantische Johanniterorden hervorgegangen. Sie zählen zu den ältesten geistlichen Ritterorden.

Das achtspitzige Kreuz

Die christliche Motivation und die eigentliche Tätigkeit blieben trotz unterschiedlicher konfessioneller Ausrichtung dieselben. Verbindendes Element beider Orden ist die Aufgabe, im Sinne der Nächstenliebe gegen Leid und Elend vorzugehen. Das achtspitzige Kreuz ist Symbol für den Kampf gegen Krankheit und Verlassenheit, Heimatlosigkeit und Hunger, Lieblosigkeit und Schuld, Gleichgültigkeit und Unglaube.

1206 wurden als nationale Zusammenschlüsse so genannte Zungen gebildet. Innerhalb dieser Zungen bestanden (Groß-)Priorate, die wiederum in Balleyen und Kommenden unterteilt waren. Eine Balley fasste mehrere Kommenden eines (Groß-)Priorats zusammen. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts blieb diese Organisationsstruktur im Wesentlichen unverändert. Der Johanniterorden lässt sich als erste transnationale Gemeinschaft Europas bezeichnen.

Der Fall Akkós

Nach dem Fall Akkós (1291) und dem damit verbundenen endgültigen Verlust des Heiligen Landes für die Kreuzfahrer war vorübergehend Limassol auf Zypern, später Rhodos (1306 - 1522) Hauptsitz des Johanniterordens. Infolge der Aufhebung des Templerordens (1312) erwarb der Johanniterorden in Europa zusätzlichen Besitz. Der Johanniterorden konnte sein Einzugsgebiet von Rhodos aus auf andere Inseln des Dodekanes und bis auf das kleinasiatische Festland ausdehnen. Obwohl der Johanniterorden mehrere osmanische Angriffe erfolgreich abwehren konnte, ging Rhodos 1522/23 verloren. 1530 wurde der Johanniterorden von Kaiser Karl V. mit Malta belehnt. Die Reformation führte zum Verlust der Besitztümer vorwiegend in England und Skandinavien.

Die Zeit der Säkularisierung

Im Zuge der Säkularisierung wurden auch die Balley Brandenburg und die zugehörigen Kommenden durch König Friedrich Wilhelm III. aufgehoben und die Besitztümer des Ordens eingezogen. Damit war der Johanniterorden nur noch ein vermögensloser Personenverband. Von 1811 bis 1852 gab es in Preußen den Königlichen St. Johanniter-Orden als Verdienstorden. 1852 stellte König Friedrich Wilhelm IV. den Johanniterorden als selbständigen geistlichen Ritterorden wieder her. Dieser nunmehr rein evangelische Johanniterorden (amtlich „Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens vom Spital zu Jerusalem" genannt „Der Johanniterorden") widmet sich diakonischen Aufgaben und tritt für den christlichen Glauben ein. Dem Johanniterorden gehören weltweit in 18 deutschen und 5 ausländischen Genossenschaften bzw. Kommenden 4.000 Ritter an.

Nationalsozialismus

Dem aufkommenden Nationalsozialismus gegenüber nahm der Adel des Johanniterordens eine ambivalente Haltung ein. Seit 1927 war Oskar Prinz von Preußen als Herrenmeister in dieser Zeit bestimmend. Einerseits genoss der Orden unter anderem auch den Schutz von Reichspräsident Paul von Hindenburg. Andererseits war er durch seine enge Bindung an die evangelische Kirche sowie die Mitgliedschaft des Adels den Nationalsozialisten ein „Dorn im Auge“. Zugleich waren zahlreiche Offiziere der Wehrmacht und andere einflussreiche Persönlichkeiten Mitglieder des Ordens, weshalb erst nach erfolgter Machtergreifung offen gegen den Johanniterorden vorgegangen wurde.

1938 wurde per Erlass die Unvereinbarkeit der Mitgliedschaft zur NSDAP und dem Orden festgestellt und die gleichzeitige Zugehörigkeit verboten. Etwa zehn Prozent hatten sich in dieser Zeit vom Orden ab- und den Nationalsozialisten zugewandt. Die Johanniter zeichneten sich aber auch im Widerstand gegen das Regime aus, so wurden einige Ritter der Johanniter und Malteser im Zusammenhang mit dem Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 hingerichtet.

Jüngere Geschichte

Seit 1948 ist aufgrund einer Neuinterpretation des Begriffs der „ritterlichen Gesinnung“ auch unadeligen Männern der Zugang zum Orden gestattet. 1951 wurden die Johanniter-Hilfsgemeinschaften (JHG) gegründet. 1952 erfolgte die Gründung der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) in Deutschland, 1974 die Gründung der Johanniter-Unfall-Hilfe in Österreich.

Ab 1990 wurden die Johanniter-Hilfsgemeinschaften und die Johanniter-Unfall-Hilfe auch in Ostdeutschland tätig. Der Orden konnte die Rückübertragung der in den neuen Bundesländern gelegenen Ordenshäuser erreichen, diese gingen in die Trägerschaft der Genossenschaften über. 2001 wurde der Ordenssitz nach Berlin verlegt, 2004 nach Potsdam, wobei der Verwaltungssitz in der Hauptstadt blieb.


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