Liebe Familie von Harry,
Liebe Johanniterfamilie,
Liebe so zahlreich versammelte Freunde und Kollegen aus dem Rettung- und Sicherheitswesen,

Harry war uns ein Freund, ein langjähriger, ein beständiger Freund
Für viele von uns seit Jahrzehnten.

Harry war seit dem 1. August 1984 der allererste Hauptamtliche bei den Johannitern.

Damals hatten wir im Aufenthaltsraum eine kleine Bar, mit einem erhöhten Boden. Das war sein Platz in der Früh vor Dienstbeginn! Wenn er hereinkam, mit einem freundlichen, aber noch nicht mitreißenden „Guten Morgen“, wusste jeder, dass man nur warten brauchte, bis er innen in der Bar stand, erhöht und sein Kaffeehäferl in der Hand hatte. Dann war er zufrieden, hatte er doch alles im Überblick; der Tag, die Arbeit und der Schmäh konnte wirklich beginnen.

Harry begann als Rettungssanitäter und Fahrer, übernahm aber sehr rasch auch andere Funktionen, wie insbesondere die Verantwortung für unseren Fuhrpark und unsere Station; beides damals noch sehr überschaubar. Man konnte Harry zu jedem Problem fragen, er hatte immer eine Lösung parat.

Bei jedem Bau in der Folge war Harry die zentrale Ansprechperson. Er war in die Planungen eingebunden, er kontrollierte die Baustellen.

Harry war ein Freund, ein verspielter Freund
Wer je in Harry’s Büro war, weiß, was er für ein Autoliebhaber war: Überall standen schöne Automodelle und auch Auto-Devonotionalien herum.
Mitte der 90er-Jahre schafften wir einen Pajero an. Akkon 0, ein Heiligtum für Harry. Ich erinnere mich noch gerne, wie wir zwei dieses Fahrzeug – kurz nach dem Kauf im Triestingtal – gemeinsam ausprobierten. Ich natürlich nur am Beifahrersitz und Harry testete alles – mit strahlendem Gesicht und glänzenden Augen:
steil im Wald, bergauf und bergab – fern von jeglichem Weg, über Stock und Stein. Ich habe zur gleichen Zeit das gleiche Fahrzeug erworben, was dann oft zu Fachsimpeleien zwischen zwei technikverspielten großen Buben über unsere Pajeros führte.

Harry war ein Freund, ein verantwortungsvoller Freund
Harry war der Mann, der nicht nur unseren Fuhrpark, sondern auch alle unsere Liegenschaften auswendig kannte, nicht nur in Wien, sondern auch in Niederösterreich. Er kannte jede Leitung und jeden Schalter.

Harry war der, der nötigenfalls um 5 in der Früh kam, um Schnee zu räumen.

Harry war aber auch der, der nach unseren Stationsfesten den letzten Kontrollgang machte und danach das Licht abdrehte.

Da es keinen Technikbereich, aber auch kaum einen Arbeitsbereich und kaum einen Mitarbeiter von uns gab, den Harry nicht kannte, entwickelte er sich zu einer Institution bei den Johannitern.

Er hat die Johanniter in vielen Arbeitskreisen vertreten und dort überall, durch seine engagierte, kompetente und offene Art, Anerkennung und Freunde gewonnen.

Damit wurde Harry aber auch zu einer Institution im Rettungs- und Sicherheitsbereich der ganzen Stadt. Das belegen eindrucksvoll die vielen Trauernden in unterschiedlichen Uniformen und die vielen Fahrzeuge der unterschiedlichsten Organisationen.
 

Danke Euch allen, dass Ihr hier seid.
Das gefällt und freut Harry sicher, wenn er uns jetzt so zuschaut.

Danke aber auch an die vielen anderen, die gerne gekommen wären, um von Dir, Harry, Abschied zu nehmen, aber nicht kommen können, weil sie Dienst haben. Unsere Stadt muss ja auch jetzt funktionieren, aber dafür hast Du natürlich Verständnis.


Harry war ein Freund, ein gemütlicher, geselliger Freund
Kaum ein Fest in dieser Stadt, ob Donauinselfest, Sicherheitsfest, Leistungsschau des Bundesheeres am Heldenplatz, aber auch kaum ein sozialer Punschstand, kaum eine Grillerei, wo er nicht in die Vorbereitung eingebunden war und wo er nicht auftauchte, tatkräftig mithalf, aber natürlich auch gerne gegessen, getrunken und Schmäh geführt hat.

Ich erinnere mich zum Beispiel noch an einen „4-für-Wien Punschstand“ vor der Blutspendezentrale.

Als ich hinkam, stand Harry drinnen, wie damals hinter der Bar in der Herbeckstraße:

Wieder erhöht, mit gutem Überblick, wieder Schmäh führend, wieder Häferl in der Hand, aber dieses Mal ständig wechselnde Häferl, weil er Punsch ausschenkte.

Nicht nur an die Kollegen der verschiedenen Organisationen, sondern auch an zahlreiche Passanten, die er von seinem Kommandostand animierte, doch innezuhalten und für einen guten Zweck Punsch zu trinken. Kaum jemand konnte ihm widerstehen.

Dort fand dann auch eine Versteigerung von gespendeten Waren statt.
Jimmy Zimmermann betätigte sich als Auktionator, stimmkräftig unterstützt von Harry. Sie warfen sich die Pointen zu. Wenn einer der beiden Luft holte, sprang der andere sofort ein. Keiner konnte sich dem entziehen. Ich bin auch mit irgendeinem Trum heimgekommen, das ich garantiert nicht brauchte.

Harry war ein Freund, ein humorvoller Freund
Jeder einzelne von Euch wird sich an herzliches, gemeinsames Lachen, an fröhliche gemeinsame Stunden erinnern.

Harry war ein Freund, ein bedächtiger Freund
Ich kann mich nicht erinnern, Harry je rennen gesehen zu haben, das passte nicht zu ihm. Er ging stets sein eigenes Tempo, das aber beständig, verlässlich und vor allem zielstrebig.

Harry war ein Freund, ein ruhiger Freund
Ich kann mich nur an ein einziges Mal erinnern, Harry laut erlebt zu haben:
Als wir knapp vor dem Abriss unseres alten Hauses in der Herbeckstraße darin eine „Demolitionparty“ gefeiert haben, haben einige das Motto zu ernst genommen und zu vorgerückter Stunde mit Hämmern auf die Wände eingedroschen – so lange, bis einer eine Stromleitung erwischt hat und auf einen Schlag alles finster war.

Da ist er laut geworden, ziemlich laut.
Auf Häuser unter seiner Verantwortung drischt man auch vor dem Abbruch nicht ein.
Schon gar nicht, wenn damit Lebensgefahr verbunden ist.
Nach diesem sehr berechtigten Wutausbruch hat er in kurzer Zeit den Schaden lokalisiert, repariert und die Party konnte weiter gehen.

Harry war ein Freund, ein ehrlicher Freund
Wenn er mich gefragt hat:
„Wie geht es Dir? Was macht Arabella?“, dann habe ich immer gefühlt, es ist ehrliches Interesse dahinter und nicht nur so dahingefragt. Und Du, Harry, hast auch immer eine ehrliche Antwort erhalten.

All das hätte Harry nicht tun können, ohne Geborgenheit, Rückhalt und Verständnis in seiner Familie. Im Namen aller anwesenden Freunde möchte ich mich dafür und damit für ihren Beitrag bei Sissy und Sascha bedanken.

Zuletzt habe ich Harry Anfang April gesehen:
Plötzlich stand er strahlend vor mir.
Er sagte: „Ich habe etwas für Dich“, und streckte mir eines seiner Autodevotionalien entgegen:
Eine Pajero-Schirmkappe.
„Harry, ich bin kein Schirmkappentyp. Behalte sie doch für Dich“, sagte ich.
„Nein, nein“, beharrte er „Die ist für Dich. Leg sie halt einfach ins Auto. Das kann man immer brauchen.“

Du hattest recht, Harry. Seitdem hat sie mir schon öfters bei Sonne oder Regen gute Dienste geleistet.

Ich ziehe diese meine/Deine Kappe im Namen von uns allen hier zum Abschied vor Dir.

Viele von uns glauben daran, dass es nur ein vorübergehender Abschied ist und dass es ein Wiedersehen gibt. Aber auch dieser vorübergehende Abschied tut weh, sehr weh.

Du fehlst uns, Harry!

Danke Harry

Danke für Deinen Einsatz,

Danke für Deine Freundschaft,

Danke für alles.


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