Naturkatastrophen wie Erdbeben stellen Einsatzorganisationen vor besondere Herausforderungen. Die Suche nach und Rettung von Verletzten und Vermissten ist nicht nur zeitkritisch, sondern auch gefährlich für das Einsatzpersonal. Das Projekt SEARCH AND RESCUE (kurz: SNR) startete am 1. Juli 2020 mit dem Ziel, neue Technologien für die frühzeitige und rasche Lokalisierung von Verschütteten und Verletzten hervorzubringen. Außerdem sollen innovative tragbare Sensoren (z.B. in Einsatzuniformen) die Sicherheit von Einsatzkräften erhöhen, indem sie eine Risikoeinschätzung in Echtzeit ermöglichen. Unter der Koordination der Nationalen Technischen Universität Athen (Griechenland) wird mit einem Projektbudget von knapp 8 Millionen Euro das Design, die Implementierung sowie die Testung neuer Technologien im Rahmen von insgesamt sieben sogenannten „Use Cases“ in den drei Jahren Projektlaufzeit durchgeführt. Insgesamt sind 28 Organisationen aus 12 Ländern mit an Bord, darunter zehn Einsatzorganisationen, die die Testungen der Technologien in möglichst realistischen Übungsszenarien umsetzen. Eine dieser Einsatzorganisationen ist die Johanniter Unfallhilfe, die unter der Leitung des Johanniter Forschungs- und Innovationszentrums die österreichische Testung durchführte.
Einsatzübung im Herbst 2022
Im Herbst 2022 fand der österreichische Use Case (die österreichische Testung) an zwei aufeinanderfolgenden Tagen auf einem Feuerwehr-Trainingsgelände in Tulln statt. Johanniter Sanitäter:innen aus Wien und Deutschland, der Johanniter Katastrophenhilfsdienst, die Johanniter Rettungshundegruppe sowie Freiwillige Feuerwehren aus Langenlebarn und Gumpoldskirchen rückten an, um bei zwei ausgedehnten realistischen Szenarien Verletzte zu retten und zu versorgen.
Am ersten Tag konnte der SNR Roboter, ausgestattet mit diversen Sensoren genutzt werden, um in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Bundesheer, Bewohner aus einem mit Gas gefluteten Haus zu retten. Am zweiten Tag stand ein entgleister Zug im Mittelpunkt. Über 20 Verletzte mit realistisch geschminkten Wunden stellten die Einsatzkräfte vor große Herausforderungen. Die Koordination des Einsatzes wurde unterstützt durch die Kommunikations- und Informationsplattform von SNR. Über sie konnten freie Betten in Krankenhäusern eruiert werden, der Einsatzleiter behielt den Überblick über die Verteilung der Patient:innen und die Schweregrade der Verletzungen. Außerdem hatte er – dank der SNR-Sensoren, die von den Sanitäter:innen getragen werden – die Vitalwerte der Einsatzkräfte immer im Blick.
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Jeder der sieben Use Cases im Projekt war einzigartig; die Szenarien in 6 verschieden Ländern reichten von Chemieunfällen, über Erdbeben bis hin zu Waldbränden. Insgesamt wurden in den sieben Use Cases 60 Testungen von 20 Technologien durchgeführt. Das Johanniter Forschungs- und Innovationszentrum unterstützte alle Use Cases bei der Evaluierung der Testungen.
Die Ergebnisse dieser Testungen geben wichtiges Feedback für die Weiterentwicklung der Technologien auch über das Projektende im Juni 2023 hinaus. Bei einer großen Abschlusskonferenz in Griechenland im Frühsommer 2023 werden alle Technologien sowie die Projektergebnisse der interessierten Öffentlichkeit präsentiert.
Projekteckdaten:
Projektdauer: Juli 2020 bis Juni 2023
Projektleitung: Nationale Technische Universität Athen
Föderungen: Horizon 2020/ EU
Fördernummer: 882897
Weitere Informationen:
www.search-and-rescue.eu
Video über österreichischen Use Case: https://youtu.be/bm52Y2AqCRo