Die rasante Digitalisierung des Gesundheitswesens birgt das Risiko, gesundheitliche Ungleichheiten zu verschärfen. Die angemessene Nutzung von eHealth-Lösungen ist für viele Bürger*innen nicht selbstverständlich, da sie eine Kombination aus Gesundheitskompetenz, allgemeiner Lesekompetenz und digitaler Kompetenz erfordert. Schätzungen zufolge verfügen rund 60 % der Menschen über 66 Jahre in Europa über eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz. Besonders alarmierend ist, dass Menschen mit geringer eHealth-Kompetenz eHealth-Lösungen oft gar nicht oder nur unzureichend nutzen – und damit jene Gruppe benachteiligt wird, die ohnehin schlechtere Gesundheitschancen hat, etwa durch eine höhere Verbreitung chronischer Krankheiten.
Das Projekt Got-IT reagiert auf den Bedarf nach inklusiven und verständlichen eHealth-Lösungen. Es entwickelt ein Toolkit, das die Gestaltung von verständlichen, handlungsorientierten und inspirierenden eHealth-Anwendungen für ältere Erwachsene mit geringer eHealth-Kompetenz unterstützt. Das Toolkit gliedert sich in drei Hauptbereiche:
- INFORM: Sensibilisierung für die Bedeutung inklusiven Designs im Bereich eHealth
- CO-DESIGN: Beispiele und Empfehlungen zur Gestaltung von Visualisierungen von Lebensstil-Daten, die für ältere Erwachsene verständlich, handlungsorientiert und motivierend sind
- TEST: Werkzeuge, um die Inklusivität entwickelter Lösungen schnell zu überprüfen
Das Got-IT-Toolkit wird auf einer eigenen Website bereitgestellt, die relevante Akteure – z. B. eHealth-Entwickler und -Anbieter – einlädt, eigene Anwendungsbeispiele beizutragen. So wird Wissensaustausch und Gemeinschaftsbildung gefördert und neue (europäische) Kooperationen angestoßen. Als Testfall startet Got-IT mit dem Thema Förderung täglicher körperlicher Aktivität und bindet dafür 80 Endnutzerinnen (20 ältere Erwachsene und 60 eHealth-Entwickler), 10 formale Betreuungspersonen sowie mehrere politische Entscheidungsträgerinnen in öffentlichen Veranstaltungen ein. So wird sichergestellt, dass Toolkit und Plattform den tatsächlichen Bedürfnissen der Stakeholder entsprechen.
Das Got-IT-Toolkit ist einzigartig:
Es handelt sich um ein frei verfügbares, dynamisches und wachsendes Instrument, das in Zukunft von einer Community aus Designerinnen und Entwicklerinnen mit weiteren Tools, Best Practices und Anwendungsfällen ergänzt wird. Got-IT hat das Potenzial, neue Märkte zu schaffen, indem es die Entwicklung von eHealth-Lösungen unterstützt, die für Menschen mit unterschiedlich ausgeprägter eHealth-Kompetenz nutzbar und zugänglich sind. Mit dem Toolkit entwickelte Lösungen verbessern sowohl die Gesundheits- als auch die Digitalkompetenz, tragen zum Abbau gesundheitlicher Ungleichheiten und zur Überwindung der digitalen Kluft bei, senken dadurch die durch Ungleichheit verursachten Kosten und fördern soziale Innovation.
Darüber hinaus stärkt Got-IT die soziale Teilhabe einer oft vernachlässigten Gruppe in der Entwicklung von (Gesundheits-)Technologien: älterer Menschen mit geringer eHealth-Kompetenz. Auch für ihre Betreuungspersonen (Sekundärnutzer*innen) verbessert Got-IT die Versorgungsqualität, da es die Palette an eHealth-Werkzeugen erweitert, die sie gemeinsam mit älteren Erwachsenen einsetzen können.
Dieses Small Collaborative Project ermöglicht die erste Erprobung und Entwicklung des Toolkits für inklusive eHealth, den Aufbau einer Community sowie die Sensibilisierung für die Notwendigkeit inklusiver Lösungen. Sollte sich die Nützlichkeit bestätigen, kann das Toolkit in einem Folgeprojekt auf weitere gesundheitsrelevante Datenarten ausgeweitet werden.
Gender Equality Plan:
Projekteckdaten:
Projektdauer: April 2021 - Dezember 2021
Projektleitung: Institute of Communication and Computer Systems (ICCS)
Förderungen: Programm Benefit, BMVIT und FFG; AAL JP EU, Call 2020
Projektnummer: 883531
Weitere Informationen:
Ihre Ansprechperson
Mag. Georg Aumayr
Leitung Forschung
