Hintergrund
Wenn Gebäude im Katastrophenfall teilweise oder vollständig kollabieren (beispielsweise bei Gasexplosionen, Terroranschlägen oder Naturereignissen) wird die Suche nach Vermissten oft gefährlich und schwierig. Für solche komplexen Einsatzlagen fehlt bis jetzt die Möglichkeit das Gelände umfassend aufzunehmen und mit Zusatzinformationen angereichert zu visualisieren. Herkömmliche Lagekarten oder Gebäudepläne zeigen einen Idealzustand aus der Vergangenheit, nicht aber die aktuellen Gegebenheiten. Das aktuelle Vorgehen ist, dass zunächst Erkundungen im Randbereich außerhalb der Trümmer durchgeführt werden und im weiteren Verlauf einzelne Bereiche gesichert und durchsucht werden. Die notwendigen Arbeiten zur Absicherung kosten viel Zeit und können zu unerwünschten Massebewegungen führen. Häufig schränken starke Rauch- oder Staubentwicklung den Sichtbereich ein und unsichtbare Gefahrstoffe wie explosionsfähige oder gesundheitsgefährdende Gase können den Einsatz zusätzlich erschweren.
Da die Überlebenschancen ab dem Zeitpunkt der Verletzung am höchsten sind, wenn Patient:innen innerhalb einer Stunde im Krankenhaus versorgt werden (=“goldene Stunde“), müssen Unglücksopfer möglichst rasch gerettet werden. Die Einsatzkräfte müssen jedoch aus Rücksicht auf die eigene Sicherheit sehr behutsam vorgehen und jeden Schritt genau planen. Die im Projekt erforschte Technologie soll die Einsatzkräfte dabei unterstützen schneller situationsgerechte Entscheidungen treffen zu können und somit Menschen schneller aus der Gefahrenzone zu retten.
Projektziele
UAV-Rescue wird den Einsatzkräften dabei helfen, situationsgerechte Entscheidungen schneller treffen zu können. Im Rahmen des Projekts wird ein experimentelles UAV-Erkundungssystem entwickelt, welches in Echtzeit eine vollständige 3D Lagekarte für die Einsatzkräfte bereithält. Eine KI-basierte Erkundung des Innenbereiches inklusive 3D-Vermessung und Personendetektion mittels Radarsensoren wird im deutschen Partnerverbund entwickelt, welche das österreichische Konsortium mit Außenaufnahmen zu einer gemeinsamen 3D Lagekarte fusioniert. Laufende Gasmessungen werden in eine allgemeine Gefahrenabschätzung mit einbezogen. Laufend wird erarbeitet, welche ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen durch den Einsatz neuartiger Technologien und UAV’s beachtet werden müssen.
Nutzen
Durch die im Projekt entwickelte 3D Lagekarte können Personen lokalisiert und die Einsatzkräfte über mögliche Gefahren informiert werden, ohne dafür Trümmerbereiche betreten zu müssen. Schwer einsehbare Bereiche werden detailliert kartiert und Gebäudeschäden bzw. Trümmerhaufen erkannt und analysiert, wodurch eine rasche und für die Rettungskräfte sicherere Rettung der Einsatzkräfte ermöglicht wird.
Rolle der Johanniter Forschungsabteilung
Die Johanniter sind als geistes- und sozialwissenschaftlicher Partner im Projekt vertreten. Unsere Kernaufgaben im Projekt sind die Identifizierung von technischen Anforderungen an das System und an den Gebrauch, sowie die Mitarbeit bei der Szenarienspezifikation. Weiters eruieren wir ethische und rechtliche Aspekte, die bei der Technologieentwicklung und -anwendung zu beachten sind. Ergänzend dazu wird eine Technikfolgeabschätzung durchgeführt. Die Johanniter sind auch für die Organisation der Abschlussübung verantwortlich.
Projekteckdaten:
Projektdauer: 31 Monate, von 1. Jänner 2021 bis 31. Juli 2023
Projektleitung: AIT Austrian Institute of Technology GmbH
Förderungen: FFG; KIRAS
Projektnummer: 879684