Der Begriff Digital Twin, auf Deutsch Digitaler Zwilling, bezeichnet eine digitale Repräsentation eines Objektes. So kann man zum Beispiel einen virtuellen statt einen physischen Prototyp einer Maschine bauen. In der Medizin kann man Digitale Zwillinge von Patienten erstellen, und so z.B. das ideale künstliche Hüftgelenk für einen individuellen Menschen entwerfen. Doch nicht nur Mensch und Maschine können mithilfe von Daten digital nach- (oder vor-) gebildet werden, auch ganze Städte können dieser Behandlung unterzogen werden: Vielfältige Daten zu Infrastruktur, Wetterphänomenen, Bebauung, Verkehr, Energieverbrauch und anderen Komponenten einer Stadt können – teilweise in Echtzeit – zu einem digitalen Modell zusammengetragen werden, um so einen digitalen Zwilling der Stadt zu erstellen. Diesen kann man dann zur Simulation verschiedener Szenarien oder auch zur Optimierung bei der Stadtplanung verwenden. Von den Vorreiterstädten Singapur und Helsinki existieren bereits solche 3D-Modelle. Doch bald sollen auch für die Metropolen Paris und Athen Digitale Zwillinge folgen. Der Grund? Um diese Städte besser auf zukünftige Katastrophen wie Pandemien oder Erdbeben vorzubereiten.
Ziel des Projekts
Dieses Ziel, für die beiden Pilotgebiete einen sogenannten „Smart City Digital Twin“ zu erstellen, hat sich das Projekt PANTHEON gesetzt. Der Begriff „Smart City“ ist hier eine generelle Bezeichnung für technologiebasierte Veränderungen und Innovationen im städtischen Raum. Das EU-geförderte Projekt startete im Januar 2023 mit einem Meeting in Athen, mit Beteiligung der Johanniter Österreich. Im Detail versucht das Projekt, die Widerstandsfähigkeit der Stadt und der lokalen Bevölkerung gegenüber Katastrophen zu erhöhen – Stürme, Terroranschläge, Überschwemmungen, Hitzewellen und vieles mehr. Zusätzlich soll das Risikobewusstsein der Einwohner:innen erhöht werden. Hier wird stark auf die Mitarbeit der Bevölkerung gesetzt: in Workshops, Interviews und Fokusgruppen werden verschiedene Repräsentant:innen der Bevölkerung und Interessensgruppen involviert, um gute Lösungen zu finden. Dabei wird besonders auf jene Bevölkerungsgruppen geachtet, die in einer Krisensituation besonders vulnerabel sind, weil sie sich schlechter schützen können und eher einen langfristigen Schaden davontragen: in diese Kategorie fallen etwa ältere Menschen, Schwangere, Kinder und Menschen mit chronischen Erkrankungen. Unter anderem bei diesen Aufgaben sind die Johanniter stark involviert.
Mithilfe der Daten, die durch diese Zusammenarbeit entstehen, und Daten aus anderen Quellen wie etwa von Satellitenbildern und historischen Aufzeichnungen, wird schlussendlich der Digitale Zwilling entstehen. Dabei sollen unter anderem auch Drohnen eingesetzt werden, die in einer Krisensituation Echtzeitdaten liefern können. Der Digitale Zwilling soll schlussendlich als Risikobewertungs- und Trainingstool und zur Entscheidungshilfe in Gefahrensituationen verwendet werden können. So kann hoffentlich die nächste Katastrophe besser gemeistert oder sogar abgewendet werden.
Projekteckdaten:
Projektdauer: 36 Monate, seit Jänner 2023
Projektleitung: TWI Hellas
Förderungen: Horizon Europe
Projektnummer: 101074008