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Mit Roboter und Smart Watches im Katastropheneinsatz

Im Rahmen des EU Horizon 2020-Forschungsprojekts „Search and Rescue“ entwickeln die Johanniter neue Technologien für den Einsatz nach Großschadensereignissen oder Natur- und Umweltkatastrophen. Die Pilotübung fand von 30. September bis 1. Oktober im Feuerwehr- und Sicherheitszentrum in Tulln statt.

Wien,

Ein schweres Unwetter zieht auf während sich ein Regionalzug dem Bahnhof nähert. Plötzlich stürzt ein Baum auf die Schienen und der Zug entgleist. Fahrgäste stürzen, Taschen und andere Gegenstände fliegen durch den Innenraum, Fenster zerbersten. Ein PKW wird von dem Zug gerammt, ein abgerissenes Stromkabel setzt das Auto in Brand. Eine Person wird aus dem Auto geschleudert und schwer verletzt. Als der Zug kurz vor dem Bahnhof zu stehen kommt, versuchen sich die Fahrgäste aus dem Zug zu retten. Einige Menschen können sich aus dem Zug retten und suchen Schutz in einem nahegelegenen Gebäude, einige bleiben schwer verletzt im Zug zurück. Die Menschen versuchen die Rettung zu alarmieren. Doch die Mobilfunkgeräte funktionieren nicht. Ein Bahnhofswärter kann schließlich über das Festnetz die Leitstelle alarmieren und die Einsatzkräfte alarmieren.

Was sich anhört wie ein Actionfilm ist glücklicherweise nur das Übungsszenario für eine Einsatzübung, die von 30. September bis 1. Oktober in Tulln stattfand. Die Einsatzübung wurde durch das Forschungs- und Innovationszentrum der Johanniter unter Mitwirkung des Katastrophenhilfsdienstes organisiert und gemeinsam mit lokalen Expert:innen, freiwilligen Zivilschutzorganisationen und den Johannitern aus Deutschland umgesetzt.

Doch dabei handelte es sich nicht um eine gewöhnliche Einsatzübung, sondern um eine Testung neuer Technologien im Feldversuch. Rettungsroboter mit einem System zur Erkennung und Vermeidung von Hindernissen sowie Gassensoren und Smart Watches kamen dabei ebenso zum Einsatz wie ein neues digitales Patient:innenleitsystem.

Einsätze nach Natur- oder Großschadensereignissen, wie Erdbeben oder Explosionen, stellen die Einsatzkräfte vor große Herausforderungen. Nicht nur die Versorgung von Verletzten und die Suche nach Vermissten muss koordiniert werden. Auch die von eingestürzten Gebäuden oder nachfolgenden Stromausfällen oder Gasexplosionen ausgehenden Gefahren müssen bei Einsätzen berücksichtigt werden. Mithilfe moderner Technologien können Einsatzkräfte und Hilfsorganisationen dabei unterstützt werden, Gefahren rasch und genau zu lokalisieren, um Entscheidungen und Einsätze entsprechend zu koordinieren.

Roboter helfen bei der Erkundung der Gefahrenlage

Die Rettungsroboter helfen den Einsatzkräften die Gefahrenlage einzuschätzen, ohne dabei Menschenleben zu riskieren. Sie können sich selbst bei schlechter Sicht gut orientieren und fortbewegen. Mit entsprechender Technologie kann mittels Laserstrahlen innerhalb kurzer Zeit ein dreidimensionales Bild ihrer Umgebung erstellt und eine Karte des Einsatzgebietes geliefert werden. Zudem ist der Roboter mit Sensoren ausgestattet, die beispielsweise die Gefahr von austretendem Gas erkennen können.

Smart Watches liefern Vitaldaten der Einsatzkräfte

Smart Watches und Smartphones helfen während eines Einsatzes den Überblick zu behalten und Entscheidungen zu treffen. Die Smart Watches helfen nicht nur bei der Ortung der Einsatzkräfte sondern messen auch den Puls und liefern den Einsatzleiter:innen wichtige Informationen, um zu entscheiden, ob weitere Kräfte nachgefordert werden müssen.

„Technologien zur Vernetzung und Robotik sind für die Feuerwehr wie auch für die Rettungskräfte besonders wertvoll. Mit Hilfe dieser Technologien können wir effizienter arbeiten, ohne dabei die Gesundheit der Einsatzkräfte zu gefährden. Und auch die Einsatzplanung wird dadurch enorm erleichtert“, schildert Clemens Gibel, Leiter des Katastrophenhilfsdienstes.

Rund 70 Ehrenamtliche der Johanniter und der Feuerwehr Tulln nahmen an der breit angelegten Einsatzübung teil, die eine von 7 groß angelegten Testungen im Rahmen des Forschungsprojektes bildete. Ziel von „Search and Rescue“ ist es, mit Hilfe innovativer Ausrüstung und Software die Sicherheit und Effektivität von Such- und Rettungseinsätzen nach Großschadensereignissen sowie Natur- und Umweltkatastrophen zu steigern.

Unter der Leitung der Technischen Universität Athen arbeiten 28 Forschungseinrichtungen seit Sommer 2020 an der Entwicklung der eingesetzten Technologien. Gefördert wird das Forschungsprojekt durch das EU Programm Horizon. Im Laufe dieses Jahres werden bei 7 Einsatzübungen in unterschiedlichen europäischen Ländern die entwickelten Komponenten unter realen Einsatzbedingungen getestet.

„Diese Technologien befinden sich zwar noch in den ersten Feldversuchen, wir rechnen aber damit, dass sie in etwa vier Jahren einsatzbereit sind. Solche Einsatzübungen liefern uns wichtige Ergebnisse für die weitere Entwicklung“, freut sich Georg Aumayr, Leiter der Johanniter Forschungsabteilung.

Ein Gruppenfoto aller Teilnehmer:innen der Einsatzübung
Gruppenfoto von allen Helfer:innen
Zwei Johanniter transportieren eine schwerverletzte Person auf einer Fahrtrage ab. Im Hintergrund steht ein Krankenwagen.
Ein Handy mit einem Patientenleitsystem liegt auf einem Zettel, wo ein Lageplan dargestellt ist.
Zwei Feuerwehrleute stützen einen Patienten, der eine Schnittverletzung an der Stirn hat, beim Runtergehen einer Stiege.

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