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Aktuelles

Die 20. Fachtagung der Österreichische Plattform Krisenintervention/Akutbetreuung/Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen fand am 12./13. Mai 2023 in Puchberg bei Wels statt. Sie wurde von der Notfallseelsorge Österreich organisiert und stand unter dem Thema

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Krisenintervention in veränderten/verändernden Wirklichkeiten

Das Programm und die Unterlagen der Tagung finden Sie hier

Über 200 Teilnehmer:innen unterschiedlicher Einsatzorganisationen aus ganz Österreich kamen am 12./13. Mai im Bildungshaus Schloss Puchberg/OÖ zum Thema „Krisenintervention in veränderten/verändernden Wirklichkeiten“ zusammen. Zur 20. Tagung der österreichischen Plattform Krisenintervention hate diesmal die Notfallseelsorge Österreich eingeladen, um die Auswirkungen der Pandemie und der vorherrschenden Krisen auf die psychosoziale Notfallversorgung zu diskutieren.

Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer dankte in seinem Grußwort allen Kriseninterventionsorganisationen, die in Extremsituationen begleiten, denn ohne Ehrenamt könne kein Gemeinwesen funktionieren.

Oberkirchenrätin Mag.a Ingrid Bachler verwies auf die „unverzichtbare und herausfordernde Arbeit“ und die Last der Verantwortung, die mit Gottes Hilfe getragen und ertragen werden könne. Sie erinnerte dabei an das Wort Dietrich Bonhoeffers: „Gott ist ein Gott des Tragens ... so sind auch wir zum Tragen berufen. Im Tragen besteht das Christsein.“

Die Fachvorträge behandelten das Tagungsthema unter den verschiedensten Aspekten und waren von angeregten Podiums- und Plenardiskussionen begleitet.

Prof.in Dr.in Barbara Juen, fachliche Leiterin der psychosozialen Dienste des Österreichischen Roten Kreuzes, wies darauf hin, dass der Zustand der Dauerkrise nur für Europa neu und überraschend sei, im globalen Kontext hingegen normal. Infolgedessen sei die negative Befindlichkeit hierzulande viel stärker angestiegen, verbunden speziell in Österreich mit einem besonders hohen Vertrauensverlust ins System (politisch, gesundheitlich, ...). Zu lernen sei daher Unsicherheitstoleranz und Dankbarkeit.

Mag. Lukasz Wojtyczka, Priester und Pastoralpsychologe, berichtete aus seiner seelsorglichen Praxis von den menschenunwürdigen Auswirkungen der Lockdowns, etwa auf die Begleitung Sterbender und die Gestaltung von Begräbnissen.

Dr. Steffen Glathe, Psychotherapeut und Psychiater, brachte ein bewegendes Fallbeispiel für die heilsame Kraft der zwischenmenschlichen Begegnung, die kostbar und wahrhaftig sei und in letzter Konsequenz etwas Transzendentes beinhalte.

Dr. Jürgen Guldner, Neurologe und Palliativmediziner, sprach über Traumabewältigung und Trauerarbeit. Seinen Vortrag leitete er mit einem Zitat von Mascha Kaléko ein: „Den eigenen Tod stirbt man nur, doch mit dem Tod der anderen muss man leben.“

BezInsp. Hans-Peter Schume, Landespolizeidirektion Steiermark/Landeskriminalamt Kriminalprävention mit den Hauptgebieten Gewaltprävention, Suchtprävention und digitale Medien, berichtete von steigender Gewaltbereitschaft, auch unter Jugendlichen, analysierte die dafür maßgeblichen gesellschaftlichen und medialen Einflüsse und sprach über Strategien für den Umgang mit Anfeindungen und Gewalt.

Dr. Detlef Schwarz, Leiter der Krankenhaus- und Notfallseelsorge Salzburg, sprach in seinem Beitrag über die Wichtigkeit von Psychohygiene und Selbst(für)sorge angesichts wachsender Herausforderungen im Einsatz, für die nicht zuletzt auch die persönliche Spiritualität eine wichtige Ressource sei.

Darüber hinaus gab Mag. Martin Dobretsberger, Innungsmeister der Bestatter OÖ, interessante Einblicke in die Veränderung der Trauer- und Begräbniskultur durch die Pandemie und plädierte dafür, traditionelle Rituale mit neuen Sinninhalten zu füllen.

Für Gespräche und Begegnungen war in den Pausen ausreichend Gelegenheit, vor allem auch für Kontakte zwischen den verschiedenen Einsatzorganisationen, die in den jeweiligen Bundesländern Krisenintervention und psychosoziale Akutbetreuung anbieten. Die Notfallseelsorge ist seit über 20 Jahren österreichweit im Einsatz und wird ökumenisch von der römisch-katholischen und evangelischen Kirche verantwortet. Sie versteht sich selbst als „Krisenintervention in spiritueller und ritueller Grundhaltung“.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hoffnungslos?! Glaube angesichts von Leid

20 Jahre Notfallseelsorge in Österreich

29. Februar 2020

 

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Aus Anlass des zwanzigjährigen Bestehens der ökumenischen Notfallseelsorge Österreichs fand diese Veranstaltung als Fachtagung mit anschließendem Festakt am 29. Februar 2020 im Bildungshaus Puchberg bei Wels statt.

Zur Begrüßung griff die Sprecherin der „Konferenz der Diözesanbeauftragten für Notfallseelsorge“ (KDN) und Leiterin der Notfallseelsorge in der Diözese Linz, Michaela Helletzgruber, das Tagungsthema auf. Da Leid zum Menschsein dazugehört, ist die lebensbejahende Bedeutung des Glaubens besonders wichtig. „Trauer braucht Klage“, sagt sie „und das Vertrauen, gehalten zu sein.“

Theologisch breitet diese Tagung einen Spannungsbogen im Durchschreiten des österlichen Geheimnisses, vom Karfreitag bis hin zu Ostersonntag.

Dieser Begrüßung folgte ein erstes Grußwort von Mag. Karl Schiefermair, Oberkirchenrat der evangelischen Kirche Österreichs. Schiefermair betonte, dass der Glaube an alle Orte des Lebens gebracht werden soll, auch und gerade an Orte der Not in belastenden Situationen. „Denn der Glaube bietet Frieden des Herzens als Gleichgewicht zu der Erfahrung von Hilflosigkeit und Not.“ Schiefermair sprach gegenüber den Notfallseelsorfer*innen und gegenüber allen Einsatzkräften seinen tiefen Respekt aus und dankte für das Engagement. Er werde sich dafür einsetzen, dass dieser Dienst auch in Zukunft verlässlich weiter geführt wird.

Das ersten Fachreferat, „DA-Sein jenseits von Worten. Einsatzort der Notfallseelsorge, hielt Dr. Andreas Müller-Cyran, Leiter der Krisenpastoral in der Erzdiözese München und Freising. Die Erfahrung des plötzlichen Todes in der Gesellschaft bezeichnet er als Lernort von Hilflosigkeit und Ohnmacht. Das Aushalten der Grabesruhe am Karsamstag setzt er in Beziehung zum Dienst der Notfallseelsorge. Notfallseelsorger*innen geben mit ihrer Präsenz im Aushalten der Situation eine Hoffnung, die über den Tod hinaus weist. „Diese Präsenz bietet Trost in Hilflosigkeit, Ohnmacht und Sprachlosigkeit.“

Das zweite Fachreferat mit dem Titel „Leben im Tod begleiten – Betroffenen beistehen; von welchem Trost lebt die Notfallseelsorge?“ hielt Prof. Dr. Thomas Zippert, Professor für Diakoniewissenschaften an der FH der Diakonie in Bielefeld. Dieser theologische Vortrag beginnt mit der Frage, von welchem „Trost“ die Notfallseelsorge lebt und von welchem Gottesbild das Tun der Notfallseelsorge geprägt ist. Mit verschiedenen Beispielen aus der Bibel, beschreibt er die Notfallseelsorge als einen „Beistand, der bleibt, nicht davonläuft und im Hinsehen die Situation des Leids anerkennt.“

Trost, so sagt er, kann man nicht spenden. Trost wird erfahrbar, wo Gott sich als Schöpfer, als Erlöser und Richter offenbart. Als Schöpferkraft, deren Vollendung sich in der Auferstehung zeigt. Als ein Gott, der sich als liebender Erlöser in der Kraft des Aushaltens offenbart. Und Gott als Richter und letzte Instanz bei den vielen unaufgelösten Situationen von verschuldetem menschlichem Leid.

Gott zeigt sich im Kontext der Notfallseelsorge in vielfältiger Weise. „Er ist als eine Macht erfahrbar, die dort anfängt, wo die eigene aufhört.“

Am Nachmittag folgte ein interaktives Podium als Vertiefung, bei dem alles zur Sprache gebracht werden konnte, was während der Vorträge an Fragen und Ergänzungen aufgekommen war.

Zu Beginn des Festaktes gestaltete Pfr. Martin Vogel einen informativen Rückblick auf die Geschichte der vergangenen 20 Jahre Notfallseelsorge in Österreich.

Darauf folgten Grußworte:

Der evangelische Bischof a.D. Mag. Herwig Sturm, der die Entstehung der österreichischen NFS vor 20 Jahren maßgeblich mit initiiert hatte, konnte leider nicht persönlich anwesend sein und schickte ein schriftliches Grußwort. Hierin dankte er allen, die sich in diesem Dienst engagieren und er betont die Wichtigkeit der NFS als „Botschafterin an der Grenze des Lebens.“

DDr. Severin Lederhilger, Generalvikar der Diözese Linz, überbrachte herzliche Grüße von Diözesanbischof Manfred Scheuer. Sein Grußwort begann er mit der Frage, ob ein Feiern angesichts von so viel menschlichen Leids im Kontext der NFS überhaupt angebracht sei. Schließlich betonte er die Wichtigkeit des Feierns als Dank und Anerkennung gegenüber dem Engagement der Ehrenamtlichen im Dienst der Notfallseelsorge. Für diesen wichtigen Dienst, in dessen Mittelpunkt der hilfsbedürftige Mensch steht, sagt er seinen Dank und bittet um Segen für alle Beteiligten.

Mag. Michael Chalupka, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich betont am Anfang seines Grußwortes, wie verletzlich das Leben ist. Durch die Notfallseelsorge erleben die durch Leid Betroffenen, dass sie nicht allein sind. Ausdrücklich bedankt sich Chalupka bei seinem Vorgänger Herwig Sturm und bei Pfr. Martin Vogel für ihr Engagement im Aufbau der Notfallseelsorge, sowie bei allen, die sich im Dienst der Notfallseelsorge engagieren. „Danke für den Beistand, wenn Gott ferne scheint. Dieser Beistand ist der Lichtstrahl der Auferstehung am Horizont.“

Das abschließende Grußwort überbrachte der katholische Militärbischof Dr. Werner Freistetter. Unter dem Eindruck der Tagung, der Vorträge und der Beiträge, entbietet er seine Glückwünsche und seinen Dank für das Engagement in Kontext von Leid und Katastrophen. Er bekräftigt die Selbstverständlichkeit, mit der die Kirche in diesem seelsorglichen Bereich, an der Grenze des Lebens, Präsenz zeigen muss. Auch im militärischen Bereich ist diese begleitende Seelsorge angesichts von Leid und militärischer Gewalt von hoher Wichtigkeit. Ausgehend vom persönlichen Erleben einer Naturkatastrophe in Brasilien, bei der 200 Menschen ums Leben gekommen sind, berichtet er vom Verstummen angesichts von so viel Leid, von Erschütterung, Sprachlosigkeit und Ohnmacht. Allen Notfallseelsorger*inne dankt er für ihr Zeugnis im Beistehen der Menschen, die in Not sind. „Gott, der so oft verborgen ist, trägt, wenn nichts mehr trägt.“

Im Anschluss dieser Grußworte folgte die feierliche Unterzeichnung des Begrüßungstextes auf der Homepage der Ökumenischen Notfallseelsorge Österreichs durch die Bischöfe Chalupka und Freistetter.

Eine Ökumenische Segensfeier bildete den Abschluss dieses ersten österreichischen Notfallseelsorge-Symposions.